Erdbeben

ich sitze hier im Hafen der Realität

ja fühl mich als würde das Universum schon wieder mit mir Ball spielen

war auf Wolke 7 und jetzt sitz ich wieder am Boden

langsam kracht das Paradies auf mich ein und ich lieg begraben unter meinen Weltentrümmern

ein Erdbeben rüttelt mich wach und ich sehe wie verfälscht dieser Planet doch geworden ist

nur noch alles Schlechte

ja ich bin in einem Krieg gegen die ganze Menschheit und gegen mich selbst

kann dir leider noch nicht sagen wer gewinnt

ja muss erstmal Schlachtpläne entwerfen und auf meinem Ross durch ferne Ländern galoppieren

muss lernen mich selbst zu zügeln und trotzdem weiter fliegen können

ja bind mir einen Anker an den Fuß und am Boden zu bleiben

kann durch die ganze Galaxie fliegen und noch viel weiter, aber darf nie zu nach an die Sonne

muss lernen ich bin nicht unverwundbar

tot nutze ich niemandem etwas

mein Körper braucht Essen und Schlaf um richtig zu funktionieren

ja sonst fehlt mir die nötige Kraft eine Revolution anzuführen

ja sonst verbrenn ich und die ganze Welt mit mir

Gott des Wahnsinns

ja ich sitze hier grübel und mache mir Sorgen langsam dem Wahnsinn zu entfallen

kann dem süßen Biss der Versuchung einfach nicht widerstehen

ja will durch Vierkleeblattwiesen rennen und Metropolen niederbrennen

bin so müde von der ewigen Suche nach der Balance und will mich völlig der Manie hingeben

ich kann in meinen Träumen schlafen

ja die Welt ist mein Spielplatz und ich bin Gott

bin in Kontrolle über alles und jeden

lass sie wie Puppen tanzen und mir Tragödien und Komödien vorführen

jeder steht unter meiner Macht und all ihre Leben sind mein Fernsehprogramm

ja lass mich weiter Gott spielen

es macht so viel Spaß

bin stark, mächtig und glücklich

kann Bäume ausreißen und mit Blitzen Bogenschießen

kann alles, weiß alles und noch so viel mehr

jede Ameise, jeden Baumriesen habe ich erschaffen

kommt meine Kinder, spielt Leben und Tod!

ja bin eine Naturgewalt und reiß alles mit mir

und hier gehe ich, suche den Ausgang zu diesem Schiff um am Erdboden anzukommen

und da fall ich

ja ich fall die Treppe runter zurück in die Realität

herzbetrunken

ja ich sitze hier und schreibe auf meinem Schiff im All

herzbetrunken auf hoher See

ja lass mich dir erzählen was für eine magische Nacht es war

ich habe Glühfischen in der weiten Ferne beim Schwimmen und dem Wetter beim Leuchten zugesehen

ich bin in Regenbogenlacken rumgehüpft und habe mit dem Wind getanzt

ich habe Revolutionspläne geschmiedet und Piratenlieder gesungen

bin von Korridor zu Korridor gelaufen und hab mir in meinem Kopf zusammengereimt welche Galaxiebewohner und Zauberwesen sich wohl hinter jeder Tür in ihren Kabinen verstecken und mit mir gemeinsam zum Planeten der Götter fahren

habe einen geschrumpften Riesen beim schlafen entdeckt und den Krakenkoch dabei erwischt wie er vom Salat der Crew heimlich nascht

ja hier sitze ich inzwischen schon längst wieder auf der Erde angekommen und fahre über das Ionische Meer, hab nur in der Nacht einen kleinen Zwischenstopp in den weiten Galaxien gemacht

ja bin quer durch das ganze Universum gereist

hab das ganze Schiff mit nackten Füßen erkundet

jeden neuen Blickwinkel

bin hinter die Mauern der Gesellschaft gesprungen

hab jede Sprachbarriere überwunden

hab so viele neue Freunde auf dieser Reise gefunden

hab mit winzigen Marsianern in der Kopfhörerdisco jeden Verstand aus dem Kopf getanzt

hab mit All-Truckern geplaudert

hab einen kleinen Blick in das Leben unzähliger Fremder werfen dürfen

ja sitz hier noch immer

Klamotten voller Weltraumglitzer (glaub mir das Zeug wird man nie wieder los!)

durchnässt von flüssigem Regenbogen

ja lass mich dir weiter von meinem Abenteuer erzählen

bin durch eine jede Jahreszeit gereist

es hat Sternschnuppen geschneit und Federn sind von den Bäumen gefallen

es hat von der Seite geregnet und Kugelblitze sind zerplatzt

ja bin durch Tag und Nacht gefahren, vorbei an einem Sternenmeer über den Zuckerwattewolken

hab Raumfahrthunde gestreichelt und mit Tiefseesalamandern gespielt

hab mich in meinem illegal aufgebauten Zelt (Campen an Bord ist strengstens verboten!)

schlafen gelegt und Träume geangelt

ja sitze hier und summe Seemannslieder vor mich hin

trinke noch ein Bier und vielleicht noch ein zweites

oder ein drittes

schwelge mit meinem Saufkumpanen in vergangenen Liebesromanzen

schreie in den Himmel hinauf wie verdammt geil das Leben ist

und fühl mich freier wie noch nie zuvor

ja sitze hier und will gar nie mehr aufstehen

viel zu schön hier

könnt für immer hier sitzen

sitze hier voller Wehmut und Trauer diesen Moment irgendwann wieder loslassen zu müssen

gleichzeitig so voller Neugierde was wohl das nächste Abenteuer sein mag

was für Schätze sich wohl auf den Götterinseln verbergen

Garten Eden und weiße Sandstrände

könnte mit Zeus Poker spielen und mit Medusa ins Casino gehen

ja und hier sitze ich und trinke ein viertes? Bier

will garnicht mehr schlafen gehen denn das Leben ist der beste Traum den es gibt

ja so eine ereignisreiche Nacht

hab all meine Sorgen und Ängste vom Deck eingesammelt und in einen schwarzen Müllsack gestopft

fuck yes alle rein damit

alle Regeln und Normen

mein verschleiertes Ich

alle irrsinnigen Vorstellungen wie das Leben zu sein hat

alle Glücksräuber

alle von Leidens erfüllten Momente

ja die sind da jetzt alle drinnen und ich schmeiß sie einfach über Bord

hinaus ins weite Universum wo ihnen niemand mehr Bedeutung schenkt

ja lass jede Last auf meinen Schultern vom Universum wegfegen

und lass einen riesigen Tornado auf die Welt los

trinke noch ein fünftes Bier

und dann noch eins

und ich trink und ich trink und ich trink und ich trink

ich trinke weiter

weiter bis zur kompletten Benommenheit

von all meinen Sinnen beraubt kotz ich mein blutiges Herz aus

lass es schwimmen in einem Teich voller Klorosen

ich schwanke durchs Kabinen Labyrinth im ewigen Kreislauf gefangen

löse mich einfach auf und fließe ins weite Universum hinaus

und hier sitz ich wieder in meiner kleinen narbenfrohen Klokabine und kotze meine Eingeweide aus

jede Vene

jede Ader

brech mir alle Knochen und reiß mir alle Nerven aus

schlitz jede Stelle meines Körpers auf bis mein Herzblut bis in jedes Eck dieses Schiffes spritzt

ja lass eine tiefrote gewaltige Tsunami auf die Menschheit los

schwemm alle Lügen weg und lass ein neues Zeitalter des Bewusstseins zurück

und hier sitze ich gestrandet neben einem stillgestandenen Meer und versuche voller Leid und Leidenschaft meinen letzten Joint mit dem Feuerspucker anzuzünden

lass Funken springen wie meine Gehirnsynapsen

bändige Zeit und Raum

und ja hier sitze ich und schreibe euch eine Gebrauchsanleitung so viel Meer zu sein

Zugvogel

weißt ja gar nicht wie einsam das Leben sein kann

weil jeder Fremde doch in Wirklichkeit auch ein Fremder bleibt

reden über die Tiefsee aber bleiben an der Oberfläche schwimmen

schimpf das nichts und niemand bleibt, dabei bin ich immer diejenige die geht 

Hab ich Angst, kein Ablaufdatum zu wissen oder will ich einfach durch Endlichkeit Bedeutung erzwingen?

ja hier sitze ich (schon wieder alleine) am Hamburger Hafen und höre Seemannsliedern und Meerjungfraugesängen zu

beobachte Piratenschiffe dabei wie sie in die weite Welt hinaus fahren und schau zu wie die Freiheitsjunkies sich Spritzen teilen 

siehe da der Neid krabbelt wieder in meinen Brustkorb hinein und bezirzt mein eisiges Herz 

will alles zurücklassen und mich der Euphorie hingeben

Türme bauen und wieder umschmeißen

und ja die Bäume bewundern das, sagen ach ich wünscht ich könnt auch einfach aufstehen und gehen

weiß aber nicht mehr ob ein Leben auf Flucht so erstrebenswert ist 

wenn Federn zu deiner Heimat werden

der Zug dein Wohnzimmer

und der Rucksack zu deinem einzigen Freund

klingt eher traurig und ja das ist es manchmal auch

bin hin und her gerissen zwischen Wurzeln schlagen und fliegen

verprech meinen Lieben immer zurückzukommen 

und komm immer zurück, aber die Zeit friert nunmal leider inzwischen nicht ein und alles ist wieder anders

steh dann im kleinen Schwarzen bei der Beerdigung alter Zeiten und trauer ihnen hinterher

aber mit Tod kommt immer Leben und vielleicht ist es gut das sich Dinge verändern

immerhin veränder ich mich mit

Frühling Sommer Herbst und Winter

gefangen im Kreislauf der Jahreszeiten

aber ja auch Zugvögel können mal im Winter Zuhause bleiben

der Wetterfrosch

vielleicht hilft es ja alles rauszuschreiben

ja war eigentlich nie ein Mensch vieler Worte in solchen Momenten

fühl mich eher als hätt mir jemand meine Stimmbänder zugeschnürt und mich in einem Gedankenlabyrinth ausgesetzt 

fühl mich als würde ein Wirbelsturm alles Schlechten und tief verborgenen Ängsten meinen kleinen Familienbauernhof mit der Spiegeleisonne wegfegen und nur noch Trümmer und graue Wolken hinterlassen

Ich tu immer das was ich tu

tu das was ich tu 

und bin ich glücklich bin ich glücklicher

bei Regenwetter bleib ich leider momentan lieber daheim

muss mich unter Decken vergraben und erstmal wieder lernen

das Tornados numal Naturgewalten sind und Regenbogen noch immer Brücken von der Erde zum Himmel

muss lernen das Gefühle wie Wetter unkontrollierbar und chaotisch sind

ja kann nichts dagegen machen

muss stark sein und rausgehen

kann mich nur entscheiden ob ich diesmal lieber einen Schirm mitnehme oder doch gleich einfach im Regen tanz 

Goldfischglas

leb zu gern in meinem Tu Mal So Land und wenn sich dann mal die listige Realität in meinen Kopf schleicht, krach ich von Wolke 7 wieder runter in ein schwarzes Loch

grab noch tiefer

ja bis ich in der Hölle lande

und mals dann zusammen mit meinen Dämonen gleich noch schwarzer an 

bin verliebt in den Teufel und kanns einfach nicht lassen mein eigenes Grab zu schaufeln

hab versucht die rosarote Brille abzusetzen und den Lügenmärchen nicht zuzuhören

ich fasse endlich meinen Mut, kletter die Bohnenranke zurück zur Erde hinauf und lauf

ja ich lauf und lauf

lauf so weit weg wie möglich, aber bleib an der selben Stelle

fühle mich wie ein Vogel der immer wieder gegen die Scheibe fliegt

bin ein Goldfisch in meinem Goldfischglas und denk es ist das weite Meer

wechsel Städte wie meine Unterhosen und bin trotzdem schon wieder in einer Sackgasse gelandet

tu so als würden die Meter auf meinem Schrittzähler irgendwas verändern, wenn ich doch egal wie weit ich geh noch immer auf dem selben Planeten bin

wenn Ich doch noch immer Ich bin

Segelschiff im All

ja kann soviel von Wasser lernen

so formbar zu sein wie Wasser, sich durch jede Ritze und jeden kleinen Spalt hindurchquetschen können, überall reinpassen, oben sein und unten sein und links und rechts

winzig klein und sanft sein wie ein kleiner Regentropfen auf meiner Wange und gleichzeitig groß und stark wie eine gewaltige Tsunami

sprudeln und blubbern wie eine kochend heiße Quelle und gleichzeitig ein stiller nebel bedeckter See sein

ich bin wie Wasser

wir sind wie Wasser

wir sind Wasser

unser Blut hat von den Flüssen gelernt zu fließen und wir haben vom Regen gelernt uns fallen zu lassen 

ja beide vom Mond versklavt und durstigen Energiestibitzern ausgeliefert

ja bin mal wieder in der Tiefsee ohne Taschenlampe gelandet und muss meinen Anker suchen gehen

es ist zu still hier unten, so still, es ist schon wieder zu laut, hörst du es auch?

so regnet es Salzwassertränen in Strömen vom Himmel hinab 

und jetzt sitz ich hier wieder in meinem selbst verschuldeten Hochwasser

ertrinke langsam an meinen eigenen Gedanken

und so brech ich wie eine jede Welle immer und immer wieder und form mich neu

bleibe beständig wie Ebbe und Flut und weiß das Meer als meinen Freund zu schätzen

und hier sitze ich, fliege auf einem Segelschiff durchs All und schreibe vor mich hin

steuer auf den nächsten Stern zu und lasse Lichtjahr um Lichtjahr vergehen

und hier sitze ich noch immer, verschollen im großen weiten Galaxienmeer

hoffe darauf das der Nordstern und mein Kompass uns den richtigen Weg weist

und ja endlich hör ich den Käpt’n rufen “Land in Sicht“ und lege den Stift nieder

Marienkäfertage

hja

Marienkäfertage

die können schon was

Tagen an denen der See zum Kühlschrank wird und die Sonne das Wasser zum glitzern bringt

Friede Freude Eierkuchen

leben einfach nur zum dahinleben

umgeben von Fichtenwäldern und Gittarrenklängen

Punkt um Punkt um Punkt um Punkt

lass uns mehr punkten

könnt für immer punkten

ja das wärs

mehr Lagerfeuerlieder singen und Klippenspringen

mit Quallen spielen und im Piratenschiff alle 7 Weltmeere durchqueren

lass uns den Mond rot anmalen und schwarze Punkte draufkleben

ja das wärs

überlasst den Marienkäfern die Weltherrschaft und ich sags euch sie ist gerettet

Marienkäfer an die Macht

Drachen haben nichts zu lachen

Drachen sind traurige Wesen

ja lass mich dir mehr darüber erzählen

Drachen sind einsame Wesen

sitzen Tag um Tag alleine in ihren Höhlen oder auf ihren Märchenschlössern und drehen Däumchen

versinken langsam im Trübsalsand

verachtet von der Gesellschaft

gefürchtet

gejagt von Rittern und Heuchlerhelden

Drachen sind schüchterne Wesen

würden oh so gerne den Menschen gefallen

Witze reißen und mit all den Bewohnern dieses Zauberlandes lachen

sich trauen jemand anderem ihre Geheimnisse zu erzählen

Drachen sind wütende Wesen

seufzen und stampfen laut

verstehen nicht warum diese Welt so grausam zu ihnen ist

brennen jedes Königreich zu Grunde

Drachen sind freundliche Wesen

grüßen jede Biene höflichst die an ihnen vorbei düst

und gießen jeden Grashalm im ganzen Lande

Drachen sind fröhliche Wesen

erfreuen sich an den kleinen Dingen und staunen über die Großen

vielleicht können wir von Drachen noch was lernen

vielleicht können wir uns in den Drachen wiederfinden

vielleicht können wir auch manchmal nicht lachen

Wir sitzen hier

ich sitze hier

hab meine Füße im Sand versteckt, während mir die Nordsee mal wieder ihre Geheimnisse ins Ohr flüstert und die Sonne meinen Körper mit Küssen bedeckt

trotzdem bekomme ich eine Gänsehaut und mir wird oh so kalt

hab vielleicht verlernt wie es ist zu fühlen, Wärme auf meiner Haut zu spüren und richtig zuzuhören

hab vielleicht verlernt alleine zu sein, aber jetzt bin ich allein und diesmal fühl ich mich auch wirklich so

hatte all das weniger einsam in Erinnerung, doch die trügen ja sowieso gern

nichtmal ich selbst bin eigentlich mehr da

hab mein Selbst glaub ich irgendwann mal hier oder dort liegen lassen und jetzt kann ich’s nicht mehr finden

eine leere Fleischhülle sitzt hier

glaub ich vermisse dich, aber so sicher bin ich mir dabei eigentlich auch nicht mehr

Wie viel bist wirklich noch du? Wie viel all die Menschen, die dich umgeben? Wie viele falsche Glaubenssätze und Erwartungen der Gesellschaft? Wie viel Drogen und Schlafentzug? Wie viel deine Eltern? Wie viel Mikroplastik steckt in dir? Wie viel Universum? Wie viel wir? 

Sag mir wie viel!

bin jetzt blind, taub und stumm

irre durch Amsterdams Straßen ohne Plan und ohne Ziel

schon wieder in diesem Labyrinth ohne Ausgang gelandet

Zeit steht still aber das Leben bewegt sich weiter in Lichtgeschwindigkeit

schaffs nicht mehr so ganz mitzuhalten

werde einfach mitgerissen (vielleicht auch eher zerrissen)

und anstatt meine Wange zu streicheln, schütt mir doch gleich Säure ins Gesicht 

(das tut weniger weh)

weil ein jedes “Ich liebe dich“ von dir einen Gehörsturz verursacht

weil ich es einfach nicht verdiene und gleichzeitig doch so viel mehr

weil ich so viel liebe, aber auch soviel weniger

und ich sitze hier

bete zum Himmel

zähle jedes einzelne Sandkorn an diesen gottverdammten Strand bis du wiederkommst

Stunde für Stunde

Tag für Tag 

bis ich realisiere dass du hier sitzt

zerrissen von eingebildeten Liebeskummer, welcher letztendlich doch wieder nur die süße Veränderung ist

und wir sitzen hier und warten auf dieser Halbinsel ohne Zeit

und wir sitzen hier

ich sitze hier